Sitten & Gebräuche
Administrator
Seite 6 von 9
De Hochtietsnöger
Wenn nun ein Paar sich einig war, oder besser die Eltern sich einig waren, dann wurde in der Woche vor der Hochzeit der ,,Hochtietsnöger" ausgesandt, ein Sohn oder Knecht des Hauses oder auch der Heuermann oder der Nachbar. Die Braut muß Hut, Stock und Fahrrad schmücken. Vom Hut flattern lange, bunte Seidenbänder. Zur Ausrüstung gehört auch eine volle Schnapsflasche. Nach strenger Vorschrift geht die Einladung vor sich unter dem Vortrag eines Gedichtes, das so gelernt sein muß, daß selbst bei Scherz und Lachen ein Steckenbleiben nicht vorkommt.
Der Inhalt ist unterschiedlich, doch folgende Sätze gehören zu seinem eisernen Bestand:
,,Hier setz ich meinen Stab, drauf häng ich meinen Hut und schöpf ein wenig frohen Mut. Abgesandt bin ich von Bräutigam und Braut. und solltet Ihr sie nicht kennen, so will ich sie Euch nennen: N. N. Eingeladen sind alle hier: Eltern und Kinder. Knechte und Mägde nicht minder. Ihr wollt Löffel, Messer und Gabel nicht vergessen, damit wir können alle zusammen was essen."
Dann trinkt er den Geladenen zu und fährt fort:
,,Hochzeithalten ist nicht übel. denn es steht geschrieben in der Bibel, daß der Herr vor tausend Jahr auf der Hochzeit zu Kana war. Und nun möcht ich wünschen, daß mein Rädchen geziert und meine Tasche geschmiert und ich meine Wanderung fortsetzen dürfe."