Wettrup

Alte Hausmittelchen

Alte und neue Mittel für Land- und Hauswirtschaft

 

Ranzige Butter und ranziges Fett,

verlieren den schlechten Geschmack, wenn man sie eine Stunde in Wasser legt, wozu man auf 1 tel. desselben etwa 12-14 Tropfen Kalkchlorsäure geschüttet hat, welche man in der Apotheke erhalten kann. Wäscht man die ranzige Substanz in dieser Flüssigkeit gehörig aus, so wird der reine, frische Geschmack vollständig wieder hergestellt sein.

 

Die Raupe des s.g. Frostschmetterlings,

welche die Obstbäume nicht selten so stark angreift, daß sie kein Obst liefern, entsteht aus Eiern, welche der Schmetterling von Ende Oktober bis in den Dezember hinein auf die Bäume legt. Da derselbe aber nicht auf die Bäume fliegen kann, sondern hinauf kriechen muß, so kann man dieselben vor ihm schützen, wenn man einige Fuß vom Boden einen Papierstreifen rund um den Baum befestigt und mit Teer bestreicht, woran der Schmetterling hängen bleibt.

 

Wäsche schön und weiß zu stärken,

setzt man beim Kochen der Stärke auf 1 d derselben 2 Loth reines Stearin zu.

 

Die Kartoffelkrankheit,

glaubt man jetzt hemmen zu können, wenn man Pökelwasser über den zu Kartoffeln bestimmten Acker brauset. Gewöhnliches Salzwasser würde dieselben Dienste tun; auch Meerwasser.

 

Ausschlag an den Hinterbeinen der Kühe,

zeigt sich wohl. wenn sie bei feuchtkaltem Herbstwetter von der Weide genommen und in warmen Ställen aufgestellt werden. Die Tiere, durch das Jucken beängstigt, lassen in der Milch nach. Man verschafft ihnen Linderung, wenn man Bast von Lindenzweigen in heißes Wasser gibt, welches dadurch schleimig wird, und mit diesem Wasser täglich einige Male die kranken Beine wäscht; es darf aber nicht kalt sein.

 

Rübsamen vor Schimmel zu bewahren,

ist es zweckmäßig. nach dem Dreschen nur die Schoten gröblich abzusichten und ihn mit der feinem Spreu auf den Fruchtboden zu bringen. Man kann ihn in diesem Zustande dreist zwei Fuß hoch aufschütten; er wird durchaus gut bleiben, wenn man ihn nur einmal wöchentlich umschaufelt.

 

Säcke, Decklaken auf Frachtwagen u.s.w. werden dauerhafter,

wenn man sie 24 Stunden in eine Brühe von Eichenlohe legt und dann mit kaltem Wasser auswäscht. Diese Brühe bereitet man, indem man je 1 d Lohe auf 12 d Wasser in einem kupfernen Kessel eine halbe Stunde kochen läßt.

 

Ermittelung der Höhe eines Gegenstandes durch seinen Schatten,

geschieht, indem man z.B. einen Stock von 4 Fuß Länge aufstellt; nun macht man an der Spitze von dem Schatten dieses Stockes und an der Spitze von dem Schatten des Gegenstandes, dessen Höhe man ermitteln will, zu gleicher Zeit ein Zeichen und mißt beide Schatten. Gesetzt nun der Schatten des Stockes sei 3 Fuß lang und der des andern Gegenstandes 12 Fuß, so findet man die Höhe desselben durch folgende Ausrechnung:

3 Fuß Schatten zu 4 Fuß Höhe,

gibt zu 12 Fuß Schatten 16 Fuß Höhe.

Leider ist dieses einfache Verfahren nur bei Sonnenschein anwendbar; auch muß der Boden eben sein, wenn die Ermittelung ein genaues Resultat liefern soll.

Milchergiebigkeit einer Kuh,

will man an der Gestalt des Schwanzes beurteilen können. Ist nämlich der Körper des Schwanzes von seiner Wurzel an fein und reicht er bis über das Sprungelement herab, so gibt die Kuh viele Milch, bei entgegengesetzter Schwanzbildung wenig Milch.

 

Weizen bewahrt man vor dem Brande,

am leichtesten, wenn man das Saatkorn 12 Stunden vor dem Säen mit einer Auflösung von blauem Vitriol in Wasser befeuchtet, was durch wiederholtes Besprengen und Umschaufeln des dünn ausgebreiteten Saatgutes geschieht. Für 1 Himten Saatweizen sind nur 4 Loth Vitriol erforderlich.

 

Alter Geruch von Miststätten, Jauchegruben, Kloaken u.s.w.,

wird durch übergießen mit einer Auflösung blauen Vitriols in Wasser ebenfalls vertilgt, auch der Werth der Düngstoffe dadurch erhöht, da der Vitriol die Verdunstung der Pflanzennahrungsstoffe hemmt.

Aus dem Allgemeinen Kalender für das Jahr 1855, der auch im Kirchspiel Lengerich verbreitet war.