Wettrup

Darum findet seit 500 Jahren eine Prozession in Wettrup statt

Wenn Katastrophen die Menschen in der Vergangenheit heimsuchten, dann half ihnen meist nur eines: der Glaube. So war es auch am 10. Mai 1521 - mit Folgen bis heute.

Seit einem halben Jahrtausend erbitten die Menschen in Wettrup mit einer Prozession zur Hagelfeier den Schutz der Ernte vor Unwetterschäden. Am 10. Mai 1521 - am Tag nach Christi Himmelfahrt – wurden die Felder in Wettrup durch Hagel verwüstet, es folgte eine Missernte.

Etwa 250 Menschen lebten damals in dem Dorf. In alten Schriften wird berichtet, dass sie und ihr Vieh ein ganzes Jahr lang Hunger litten. Da religiöser Glaube damals noch stärker im Alltag und Denken der Menschen verankert war, erhofften sich die Wettruper göttliche Hilfe im Gebet.

Anno 1522 wurde daraufhin erstmals eine Bittprozession an der einstigen Antonius-Kapelle abgehalten – mit dem Gesuch nach Gottes Segen für eine gute Witterung, den Schutz vor Hagelschlag und eine gedeihliche Ernte. Die Wettruper begehen die Hagelfeier seitdem alljährlich traditionell am Tag nach Christi Himmelfahrt.

Zum 400. Jubiläumsjahr anno 1922 gestattete Bischof Wilhelm Berning, die Sakramentsprozession mit dem Allerheiligsten für die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit zu halten.

In diesem Jahr wird der besondere Gedenktag am Freitag, 27. Mai 2022, ab 18 Uhr und bei gutem Wetter mit einer Heiligen Messe mit Pfarrer Heiner Mühlhäuser im Pfarrgarten und einer Sakramentsprozession zur vom Fastabend geschmückten Gerhards-Klause begangen. Im Anschluss wird im Pfarrgarten gemeinschaftlich gegrillt, alle sind herzlich zur Jubiläumsfeier eingeladen.

Die Jubiläumsfeier der Hagelprozession haben Mitglieder aller kirchlichen Gruppen vorbereitet, dazu gehören neben Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand auch das Seniorenteam, die Landjugend und die KFD.

„Das bäuerlich geprägte Wettrup hat jahrhundertelang nur von der Landwirtschaft gelebt. Ernteausfälle bedrohten die Bevölkerung in ihrer Existenz. Was hatten die Menschen früher anderes als ihre Gebete für Frieden, reiche Ernte und dass nichts Schlimmes passieren möge? Not lehrt beten“, wissen die Heimatforscher Annegret Knobbe-Hengehold und Christoph Germing viel über die Geschichte ihres Ortes und der untrennbar damit verbundenen Hagelfeier. So hielt beispielsweise Pfarrer Bernhard Bruns schriftlich fest, dass im Jahr 1929 an den Feierlichkeiten 18 auswärtige Priester teilnahmen.

„Es ist schulfrei. Im Dorf wird nicht gearbeitet“, schrieb Pfarrer Johannes Schütte 1967 erfolgreich ein Gesuch an die bischöfliche Behörde in Osnabrück, das Freitagsgebot, kein Fleisch zu essen, für die alljährliche Wettruper Hagelfeier aufzuheben.

Und somit steht einem geselligen Grillen im Anschluss an das 500-jährige Jubiläum an diesem Freitag nichts im Wege.

Zum Originalartikel der Lingener Tagespost geht es hier.