Wettrup

1111 Jahrfeier

1111 Jahrfeier in Wettrup am 15 Juli 2001 ein voller Erfolg!

Petrus hatte an diesem Tag ein Einsehen mit uns und zur Abwechselung durften wir einmal bei bestem Wetter unsere 1111 Jahrfeier begehen. Der Tag fing mit einem Plattdeutschen Gottesdienst in der Kirche an, wo wir im Anschluss an die Messe vom regierenden Schützenkönig samt Pajaz und Throngefolge abgeholt wurden. Der Weg führte geradeaus zum Gemeindehaus, wo schon viele fleißige Hände schon über Tage hinweg ihren Dienst getan und so einen sehenswerten Bauern- und Traditionsmarkt gestaltet hatten. Hochtiedsnöger, Körbeflechter, Schnapsbrenner, Moorarbeiter usw. sie waren alle zu sehen. Dies wollten sich die Besucher aus dem Umland nicht entgehen lassen und so kamen sie in Strömen nach Wettrup. Wir hatten ehrlich gesagt nicht mit so einem Ansturm gerechnet und so kam es schon mal hier und dort zu kleinen Versorgungsengpässen, was uns aber glaube ich verziehen wurde. Alles in allem war dieser Tag ein voller Erfolg und Wettrup hat sich von seiner besten Seite präsentiert und hoffentlich viele Freunde gewonnen. Ein herzlichen Dank an alle Helfer und Helferinnen, die durch Ihre Tatkraft diesen Tag erst ermöglicht haben.

 

Zeitungsartikel Lingener Tagespost vom 18 Juli 2001:

Wettrup (neu)

Das war endlich einmal ein Fest in der Wettruper Gemeinde, welches man getrost zu den Highligts seiner Geschichte zählen kann. Der traditionelle Bauernmarkt anlässlich des 1111-jährigen Bestehens der Kommune war ein voller Erfolg. Bürgermeisterin Hedwig Wilken-Keeve hatte allen Grund, dankbar zu sein für die Fürbitten im plattdeutschen Gottesdienst am Sonntagmorgen, denn trotz ungünstiger Wetterprognosen konnte eine vorbildliche Gemeinschaftsaktion aller Bürgerinnen und Bürger bei gutem Wetter abgespult werden. Was sich die einzelnen Fastabende der Gemeinde hatten einfallen lassen, um Brauchtum, Tradition und Lebenskultur eines Lebensraumes zu demonstrieren, war aller Ehren wert. Es mögen wohl über den Tag mehr als das Vierfache an Besuchern der knapp 700 Menschen zählenden Wettruper Gemeinde gewesen sein, die eine eindrucksvolle Darstellung kultureller Vielfalt haben erleben dürfen.

Samtgemeindebürgermeister Josef Liesen lobte daher auch den Gemeinsinn und die Bereitschaft der gesamten Gemeinde, sich in eine besondere Präsentation einzubringen. Er verwies auf die letzten Jahre, in denen das Dorferneuerungsprogramm begonnen hat,


das Dorfgemeinschaftshaus, mit der Freiwilligen Feuerwehr unter einem Dach, zu einer attraktiven Begegnungsstätte geworden ist und gerade hier Ferienwohnungen zur Tourismusförderung entstanden, die alte Schule renoviert, Radwegebaumaßnahmen ebenso wie Erschließungen für Bau- und Gewerbegebiete vorangetrieben wurden. Ein Großteil dieser Erfolge für die Gemeinde im letzten Jahrzehnt sei der Bürgermeisterin Hedwig Wilken-Keeve zuzuschreiben, die mit Leidenschaft für ihre Kommune „wie ein Löwe gekämpft“ habe.

Es hat sich wahrlich eine Menge getan unter der Führung der Ortsbürgermeisterin, die für viele Bürgerinnen und Bürger bedauerlicherweise nicht mehr kandidieren will. Die reich mit wunderschön restaurierten Fachwerkhäusern und alten Bauernhöfen versehene Ortschaft zeigt vielerlei ihre Handschrift.

Es ist kaum möglich, die einzelnen Initiativen einer gesamten Bürgerschaft anlässlich dieses Jubiläums darzustellen, beispielhaft sollten jedenfalls erwähnt werden die Aktionen der Fastabende Moorhook/Eikhof mit der Darstellung der wichtigsten Gebräuche beim „Schiebenschaiten“, Vorstraße/Bruch mit der Arbeit im Moor, Dallhook/Köterhook mit Verfahren des Bäumeverladens sowie der Fastabend Schultenhof mit der Demonstration des Hufbeschlages.

Spinnen, Drechseln, Körbe- und Stühleflechten, Besenbinden, Schnapsbrennen, die alten Verfahren der Kartoffelernte sowie der alte Brauch des „Tunscheren-Ausbringens“ wurden vorgestellt. Bei dem letzten Brauch werden besenstiel-dicke Weiden etwa einen Meter lang aus dem „Hagen“ geschlagen und nach Entfernen der Rinde und anschließender kurzer Trocknung derart mit einem scharfen Messer bearbeitet, dass „Locken“ entstehen. Wie ein „Wuschelkopf“ sieht zum Schluss der Arbeit das Produkt aus, welches dann, mit Schleifen dekoriert, zu den verschiedensten Feierlichkeiten benutzt wird.

Unterhaltungsmusik von den „Schiebenschaitermusikers“ Volkstänze der Frauen- und Kindertanzgruppe, eine „Schulstunde aus alter Zeit“, die Einweisungen in selbstgemachten Wein und die Schaffellproduktion waren zusätzliche Programmbereicherungen.

Und natürlich war das kulinarische Angebot vom Feinsten. Ob nun Kartoffelsuppe oder Reibekuchen mit Apfelmus, leckerste Buchweizenpfannkuchen mit Speck, alle denkbaren Grilladen, Weine, Schnäpse, Getränke aller Art, überall „Probeschlücke“, die zum Bleiben veranlassen wollten und vor allem die üppige „Tortengala“, wiederum von den Frauen der Gemeinde bestückt, konnten begeistern.

Eine Oldtimer-Ausstellung, das Kinderkarussell, die Treckerparade und das Maskenbildnern gehörten selbstverständlich auch zu dem vollkommenen Programm. Viele Besucher mussten sich in der Tat fragen, wie dies alles von einer kleinen Gemeinde zu bewerkstelligen war.

Bürgermeisterin Hedwig Wilken-Keeve hatte dafür bereits in ihrer Begrüßungsansprache die richtige Antwort parat, in der sie den Begriff der Heimat hervorhob und dabei Almut Haneberg zitierte:

„Heimat bedeutet: vertrauter Ort gelebten Lebens, Häuser, die mich einladen, Gesichter, die Vergangenheit und Zukunft verbinden, Menschen, ohne die ich entwurzelt wäre, und immer das Gefühl, willkommen zu sein“.

Heimat also als vertrauter Ort lebenswerten Lebens und damit, so die Bürgermeisterin, auch Bereitschaft, am Gemeinwesen positiv und aktiv gestalterisch tätig zu sein. Von dieser Grundeinstellung aller Bürgerinnen und Bürger aus Wettrup konnten sich die Gäste aus der Umgegend ein eindrucksvolles Bild machen.